2017 nannte die damals 27-Jährige ihr Debütalbum „CTRL“. Es ging also um Kontrolle oder zumindest um den Versuch, sie zu erlangen. Fünf Jahre später sendet SZA ein „SOS“. Das Notsignal steht allgemein für „Save Our Souls“. Für SZA ist dies nicht die einzige Bedeutung. Sie bezieht sich auf das Supreme Alphabet der afro-religiösen Vereinigung der Nation of Gods on Earth, in dem der Buchstabe „S“ für „save oneself“ steht. Und: Liest man den Albumtitel nicht als einzelne Buchstaben, ergibt sich daraus der Spitzname Sos’, mit dem SZA von all ihren Freunden gerufen wird.
St. Louis Blues und Lady Di
SZA wurde in St. Louis als Solána Imani Rowe geboren und wuchs in New Jersey auf. Vor ihrer Karriere als Sängerin studierte sie zunächst Meeresbiologie. Nach einigen Features beispielsweise für Rihanna und Maroon 5 wurde sie durch ihre Zusammenarbeit mit Kendrick Lamar für den „Black Panther“-Soundtrack international bekannt. Auf dem Albumcover von „SOS“ finden sich Hinweise auf ihre Herkunft. Sie trägt ein Trikot des Eishockeyteams St. Louis Blues und starrt gedankenverloren von uns weg auf das Meer. Das Foto ist eine Nachbildung eines der berühmtesten Bilder von Lady Di, das historisch als Einsamkeit in einem goldenen Käfig interpretiert wurde.
Tarantino und der Wu-Tang-Clan
Diese Art von Querverweisen und Reminiszenzen ist typisch für die Kunst von SZA. „Kill Bill“ nennt sie ihren Rache-Song für den Ex und seine neue Partnerin, dazu gibt es ein Video im Stil des gleichnamigen Tarantino-Films. Sie wählte ihren eigenen Namen als Hommage an den Wu-Tang-Clan und seine Mitglieder RZA und GZA. Es macht nur Sinn, dass ein Mitglied des Wu-Tang-Clans auf ihrem neuen Album rappt. Der verstorbene Ol’ Dirty Bastard huldigt dem Jenseits mit unverkennbar seltsamen Reimen auf “Forgiveless”. SZA nahm seinen Rap-Part aus einer Probe.
R’n’B der 90er, Björk und Phoebe Bridgers
„Forgiveless“ ist der versöhnliche Abschluss eines 23-Song-Soul-Strips aus modernem und 90er-R’n’B, Trap und Old-School-Hip-Hop und sogar Country-Rock. Dabei holt sich SZA Hilfe von großen Vorbildern und einem zeitgemäßen Wegbegleiter. Sie lässt sich von den etablierten R’n’B-Heldinnen Destiny’s Child, Mary J. Blige und Aaliyah inspirieren, probiert die alternative Koryphäe Björk und arbeitet mit der aktuellen Indie-Sängerin Phoebe Bridgers zusammen. Auf „SOS“ oszilliert SZA zwischen impulsiver Wut, Selbstermächtigung und psychischer Instabilität. Sie durchläuft einen emotionalen Selbstheilungsprozess für ihre psychische Gesundheit – und trifft damit den Nerv der Zeit.