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Blitzrückblick: So war das Konzert von Ulrich Tukurs in der Lübecker MuK
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Ulrich Tukur am Sonntagabend in der Lübecker MuK.
© Quelle: Agentur 54°
Lübeck. Ulrich Tukur, einer der besten deutschen Film- und Fernsehschauspieler, tourt seit Jahren mit seiner Band durch die Lande und spielt populäre Musik der 1920er bis 1950er Jahre. Mit diesem Programm, vor allem aber mit dem charmanten Wahnsinn seiner Ansagen überzeugte er am Sonntagabend das Publikum in der gut besuchten Lübecker MuK.
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Wie hat es angefangen?
Die Rhythm Boys kommen in Uniform auf die Bühne: in altmodischen, weiten, hellbeigen Hosen, dunklen Sakkos, Krawatten und Golfschuhen. Tukur setzt sich ans Klavier und intoniert „Rhythm in cans“. Gitarrist Ulrich Mayer macht einen leicht hüftsteifen, akrobatischen Rock’n’Roll-Gitarren-Einsatz und braucht dann Hilfe beim Aufstehen. Schnell wird klar: Hier geht es nicht um perfekte musikalische Darbietung wie Max Raabe. Diese Performance bewegt sich zwischen Swing, Pop und Parodie.
Ulrich Tukur spielt den alternden Langweiler
Und wer es noch nicht verstanden hat, dem wird es spätestens mit der ersten Ansage von Ulrich Tukurs klar. Er spielt einen alternden Langweiler, der durch das Programm einer alternden Tanzband führt, die durch die Landschaft huscht – und er spielt diesen alternden Langweiler so, dass niemandem langweilig wird. Ohne Pointen erzählt er endlose Anekdoten und verstrickt sich zum Spaß in abenteuerliche Lügengeschichten. Er kannte sie natürlich alle, die Großen: Cole Porter, Irving Berlin, Glenn Miller – auch wenn sie alle vor seiner Zeit lebten – und er weiß Dinge über sie, die sonst niemand weiß.
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Er macht Dinge, die ein Profi nicht darf: Während des Schlagzeugsolos unterhält er sich mit dem Bassisten. Er erzählt peinliche Witze, die an Frauenfeindlichkeit oder Rassisten grenzen. Er spielt eine unsympathische Rolle und schafft gleichzeitig den Trick, sympathisch zu wirken.
Wie war die Band?
Die Rhythm Boys spielen mit. Der Gitarrist Ulrich Mayer kündigt unbeholfen ein Solo mit dröhnendem und stark schwankendem Text an, tritt dann mit einem viel zu lauten, ungeschickt und arrhythmisch gespielten Kurzsolo hervor und lässt sich applaudieren. Bassist Günter Märtens beginnt die zweite Hälfte des Konzerts mit einer übertriebenen Mick Jagger-Parodie als Sänger des Rolling-Stones-Hits „Let’s Spend the Night Together“. Der Schlagzeuger Kalle Mews macht allerlei Narren, unter anderem scheint er beim Spielen einzuschlafen und schwankt erschreckend auf seinem Hocker.
Wie war die Stimmung?
Das Publikum nimmt den gehobenen Blödsinn bereitwillig in Kauf. Nach der ersten Zugabe „Bongo Bongo Bongo“, dessen blöden Text Ulrich Tukur ohne mit der Wimper zu zucken rezitiert, der erste Applaus im Stehen. Nach der zweiten Zugabe, einer ruhigen Instrumentalversion von „La Paloma“ mit Tukur am Akkordeon, stehen fast alle.