RTL steckt mit Neuzugang Jan Köppen in einem Dilemma

Jan Köppen kann mit seinen ersten Dschungelcamp-Auftritten nicht ganz überzeugen.

Jan Köppen kann mit seinen ersten Dschungelcamp-Auftritten nicht ganz überzeugen.Bild: RTL

Meinung

Jennifer Ulrich

2023 findet das Dschungelcamp endlich wieder rein Australien aber auch in diesem Jahr gibt es eine große Veränderung: Jan Köppen feierte seine Premiere als Moderator an der Seite von Sonja Zietlow, nachdem Daniel Hartwich den Job aus privaten Gründen aufgegeben hatte.

Viele Fans sind nach den ersten Köppen-Shows noch nicht überzeugt. Das Problem: Einerseits präsentiert sich der neue Moderator als Hartwich-Kopie, ist aber nicht einmal auf Augenhöhe mit seinem Kollegen.

Dschungelcamp: Jan Köppen bleibt zunächst blass

Jan Köppen hatte Daniel Hartwich krankheitsbedingt bereits 2022 bei “Let’s Dance” vertreten, nun rückt er sogar dauerhaft ins Dschungelcamp auf. Dass die beiden für einen sehr ähnlichen Moderationsstil des kontrollierten Neckens stehen, lag schon auf der Hand – und doch war es ernüchternd, in der ersten Ausgabe der aktuellen Dschungelcamp-Staffel zu sehen, wie sehr sich Gestik und Tonalität der beiden ähneln.

Köppen war im Nachhinein sicherlich nicht unberechtigt Sozialen Medien als Kopie seines Vorgängers bezeichnet. Eigener Stil: keiner.

Kritik an ihm gab es direkt von prominenter Seite – von niemand geringerem als der ehemaligen Dschungelkönigin Désirée Nick stach gegen den Neuzugang. Ihr harsches Urteil im „Bild“-Format „Buschfunk“ lautete: „Jan Köppen hat genau so moderiert, wie er gekleidet war: zugeknöpft, politisch korrekt, neutral und hyper, hyper, farblos.“ Es ist wirklich schwer, dem zu widersprechen.

Indem RTL einfach einen neuen Daniel Hartwich ins Rennen schickt, will RTL offenbar eine harte Pause für die Zuschauer vermeiden. Aber vielleicht wollen sie einfach ein bisschen Abwechslung. Der Wechsel zu Hartwich nach Dirk Bachs Tod ist irgendwie gelungen – obwohl Hartwich ein ganz anderer Typ ist als sein Vorgänger und in die Fußstapfen getreten ist, die groß werden könnten. Gehen Sie jetzt auf Nummer sicher. Auch Nick scheint ein wenig resigniert zu sein, wenn sie sagt:

„Man kann von niemandem erwarten, jemals wieder so bunt, so auffällig, so komödiantisch zu sein wie Dirk Bach.“

Jan Köppen hält sich in der RTL-Show klein

Das Problem liegt aber nicht nur bei Jan Köppen persönlich, sondern auch in der Art und Weise, wie ihn RTL an das Format heranführt – nämlich als Schoßhündchen von Sonja Zietlow. Dies wird durch eine Szene aus der ersten Folge dargestellt, als Zietlow von Dr. Bob Orders einer unangenehmen Untersuchung unterzogen wurde, während sich ihre Kollegin bedeutungsvoll über einen Tisch beugte. Köppen spricht dann von seinem “demütigendsten Moment aller Zeiten”.

HANDOUT - 09.10.2022, ---: Sonja Zietlow und Jan Köppen, die beiden Moderatoren der Reality-Show

Sonja Zietlow hat eine neue Dschungelcamp-Kollegin.Bild: RTL+

Das ist natürlich in erster Linie ein Gag, aber auf der anderen Seite steckt viel Wahres drin, denn es sieht tatsächlich so aus, als ob Köppen mit angezogener Handbremse auftritt und erst einmal Anschauungsunterricht nehmen muss (oder will).

Bislang lebt die Show aber davon, dass Zietlow und ihr jeweiliger Moderatoren-Kollege auf Augenhöhe agieren. Sonja Zietlow braucht keinen Lehrling. Eigentlich wäre es konsequenter gewesen, ihr die Show (zumindest vorübergehend) allein zu überlassen.

Dass Köppen zu sehr an Hartwich erinnert, ist frustrierend genug. Dass es auch klein gehalten ist, macht es nicht besser. Es passt ins Bild, dass er sich nach seinem Debüt im Dschungelcamp sofort bei seinem Kollegen bedankte, der ihn an die Hand nehmen würde. An die Hand genommen werden soll es aber nicht sein, denn Erfahrung hat Köppen genug. Seine Wahl als Hartwichs Nachfolger wirkt umso mehr wie eine ungeschickte Entscheidung des Senders. Eine andere Erklärung wäre: Der Sender unterschätzt, wie sehr das Format von der Moderation lebt.

RTL feiert auch dieses Jahr wieder seine Dschungelcamp-Quoten (4,26 Mio Menschen zu Beginn eingeschaltet), wie so viele Reality-Shows, leidet aber auch unter “Ich bin ein Star – holt mich hier raus!” bei stetig sinkendem Publikumsinteresse. 4,26 Millionen mögen eine solide Zahl sein, aber im Vergleich zu 7,77 Millionen (so viele schalteten 2013 die erste Dschungelcamp-Folge ein) wirkt sie ziemlich mickrig.

Vielleicht ist es also an der Zeit, wieder etwas zu wagen – wie damals mit Dirk Bach. Nur mit solchen Typen kann das Unterhaltungsfernsehen revolutioniert werden.

Sich selbst zu kopieren, und das nur halbgar, kann jedenfalls nicht der Anspruch sein, auch wenn sich die Kritik an Köppen inzwischen verflacht hat – im Moment stehen vor allem die diversen Regelverstöße im Vordergrund Versprechen im Fokus der Fans.