Rezension zu Knock At The Cabin: Nur nicht zuerst den neusten Trailer anschauen!

M. Night Shyamalan ist nicht nur ein gefeierter Regisseur, sondern hat auch ein ganz besonderes Marketing-Talent: Die Prämissen seiner Filme passen – bis auf wenige Ausnahmen – auf einen Bierdeckel, versprechen aber in einer Zwei-Satz-Zusammenfassung so viel Spannung und Mystery Selbst diejenigen, die von seinen Filmen oft enttäuscht wurden, können sich dem Reiz seiner Mysterien auf der Leinwand nicht entziehen. Das Weltuntergangs-Kammerspiel“Klopfen Sie an der KabineDieses Mal basiert es nicht auf einer originellen Idee des Twist-Masterminds, sondern auf dem Roman „Die Hütte am Ende der Welt“ aus dem Jahr 2018 …

… und doch erfüllt die kurze Zusammenfassung alle Anforderungen an eine Shyamalan-Verschwörung: Eine Vierergruppe klopft an eine Hütte im Wald – und erklärt den Bewohnern, dass sich einer von ihnen in den nächsten 24 Stunden opfern muss, um sich zu opfern über das Ende der Welt behindern. Wer will nicht sehen, wie das ausgeht – und so hat man sich schon sein Ticket für das neue Shyamalan gesichert, immer in der Hoffnung, hier noch ein „The Sixth Sense“ oder „Split“ zu finden und nicht unbedingt „The Happening“ oder „ Glas” zu fangen.

Eric (Ben Aldrige), Andrew (Jonathan Groff) und Wen (Kristen Cui) staunen…

Es sollte für Eric (Ben Aldridge), Andrew (Jonathan Groff) und ihre Tochter Wen (Kristen Cui) eine Flucht aus dem stressigen Alltag werden: In einer einsamen Waldhütte, weit weg vom sozialen Lärm der modernen Zivilisation, die Familie wollte endlich Ruhe finden. Doch daraus wird nichts, denn beim Spielen im Wald trifft die kleine Wen auf den sanften Riesen Leonard (Dave Bautista), der bald ankündigt, dass ihre Familie vor einer schwierigen Entscheidung stehen wird. Die Familienidylle findet ein abruptes Ende, als drei weitere Fremde (Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird und Abby Quinn) mit brutal geschlagenen Mordwaffen bewaffnet auftauchen und sich in die Kabine drängen.

Das Quartett nimmt die verängstigte Familie als Geisel und sagt ihnen, dass das Ende der Welt bevorsteht. Die einzige Möglichkeit, die nahende Apokalypse zu stoppen, wäre ein Menschenopfer aus ihrer Mitte – aber das muss freiwillig geschehen. Was ist dran an den plumpen Behauptungen der Gewalttäter? Ist ihre Familie wirklich auserwählt, die Welt zu retten, oder sind Leonard und seine Gefährten eine verrückte Sekte oder einfach nur Spinner?

Dave Bautista ist der MVP!

Schon der erste Trailer zu „Knock At The Cabin“ war eine Wucht. Allein die vier kunterbunten Eindringlinge, die aussehen, als hätten sie sich gemeinsam im Kirchenchor radikalisiert und aus allem, was sie finden könnten, möglichst brutale Mordwerkzeuge gebaut, übten auf Anhieb eine verstörende Faszination aus. Vor allem Ex-Wrestler Dave Bautista stach hier schon als Anführer der Truppe hervor – und tatsächlich ist der „Guardians Of The Galaxy“-Darsteller das absolute Highlight des Films, wenn er als frommer Leonard jede Szene, in der er zu sehen ist, gnadenlos dominiert – und das mit einem tollen abgespeckten Spiel!

Es hat seinen ganz besonderen Reiz, wenn dieser tätowierte Berg von einem Mann, dessen weißes Hemd seine muskulösen Massen kaum verbirgt, fast schüchtern und übertrieben höflich agiert, während seine schiere körperliche Präsenz immer die Gefahr vermittelt, dass jede Szene sofort eskalieren könnte. Wer „Knock At The Cabin“ gesehen hat, wird verstehen, warum Dave Bautista in Interviews immer wieder betont, dass er künftig nicht mehr als der massige Drax aus den MCU-Filmen gesehen (und gecastet) werden möchte. Der Riese hat das Zeug zum Charakterdarsteller. Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht?

… als ihre vier ungebetenen Gäste verkünden, dass der Weltuntergang bevorsteht!

In Bezug auf die Handwerkskunst kann man M. Night Shyamalans Vorstoß in das Home-Invasion-Genre kaum bemängeln. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert Mystery-Thriller hat er alle Tricks auf Lager, um die Spannung zu erhöhen – und die frühen Vergleiche als „der neue Hitchcock“ und „der neue Spielberg“ sind ohnehin irrelevant, schließlich ist er lang seine eigene Marke gewesen. Die klaustrophobische Atmosphäre in der kleinen Hütte, die nur aus einem Raum zu bestehen scheint und durch die ungebetenen Besucher plötzlich aus allen Nähten zu platzen droht, wird durch eine Vielzahl intensiver Nahaufnahmen zusätzlich angeheizt. Weder die Zuschauer noch die gefesselten Opfer können sich Leonard entziehen, der mit seinen unglaublichen Geschichten über den bevorstehenden Weltuntergang den gesamten Bildschirm einzunehmen scheint.

Inhaltlich war M. Night Shyamalans jedoch immer wieder beleidigt. Seit den meisterhaften Twist-Endings von „The Sixths Sense“ und „Unbreakable“ ist er regelrecht entschlossen, einen Hasen heraufzubeschwören, der am Ende allen den Boden unter den Füßen wegzieht – was mal mehr, mal aber nicht so gut funktioniert. „Knock At The Cabin“ hat auch ein Drittakt-Problem – nur dass dieser nichts mit einem späten Twist zu tun hat, ganz im Gegenteil: who der zweite Trailer, der viel zu viel verdirbt gesehen hat, gibt es für ihn praktisch keine Überraschungen mehr. Stattdessen erweist sich der Film nach einem starken Start als überraschend spannungsarm. Auf halbem Weg kann die Auflösung des Films sogar von denen vorhergesagt werden, die die Trailer gemieden haben.

Der Film hätte besser in der Hütte gelassen werden sollen

Der Film spult dann nur noch die erwartete Handlung ab – inklusive Fluchtversuch und emotionalen Rückblenden, die uns die Entscheidungsschwierigkeiten des homosexuellen Protagonistenpaares und ihrer Adoptivtochter näher bringen sollen. Aber diese Rückblenden verleihen den Protagonisten keine Tiefe, sie behandeln nur schnell die sozialen Probleme eines gleichgeschlechtlichen Paares – einschließlich homophober Gewaltverbrechen und der Ablehnung des Partners durch die eigenen Eltern. All diese Themen werden auch in den Dialogen zwischen den Charakteren in der Hütte aufgegriffen – und so stören die Rückblenden die klaustrophobische Spannung, die eigentlich die zentrale Stärke dieses Home-Invasion-Mystery-Thrillers ist.

Fazit: M. Night Shyamalans atmosphärisches Kammerspiel „Knock At The Cabin“ lebt von seiner beklemmenden Stimmung und der Überpräsenz von Dave Bautista, der einmal mehr zeigt, dass er auch größeren theatralischen Herausforderungen längst gewachsen ist. Leider beraubt sich der Home-Invasion-Mystery-Thriller zu früh seiner eigenen Spannungselemente – und die suggerierte Allianz mit der religiösen Prahlerei-Front könnte für manche Zuschauer genauso verstörend sein wie die düsteren Visionen der Apokalypse.