Stand: 24.01.2023 18:08 Uhr
Das ist ein großer Tag für deutschsprachige Filmemacher: Neunmal wurde er für die Oscars nominiert, der Film „Nothing New in the West“ wurde unter anderem als bester Film nominiert. Hauptdarsteller Felix Kammerer befindet sich in den letzten Proben am Wiener Burgtheater.
Wahnsinn: Mit Ihrem ersten Film im internationalen Filmgeschäft sind Sie geradezu auf Hochtouren. Wie geht es dir damit?
Das ist natürlich umwerfend. Ich kann es kaum glauben. Ich stehe hier in meiner Garderobe in einem der größten deutschsprachigen Theater, was schon eine Ehre ist. Und dann kommst du mit deiner Perücke von der Bühne und hörst, dass der erste Spielfilm, in dem du mitgespielt hast, für neun Oscars nominiert wurde. Es ist wirklich unglaublich, was da passiert. Und vor allem bin ich unglaublich dankbar dafür.
Was ist jetzt auf deinem Handy los? Haben Sie sich gefragt, wer die Nummer hat?
Ich bin sehr genau darin, wer meine Nummer bekommt, und ich halte mein Privatleben gerne sehr privat. Trotzdem tauchten plötzlich einige Nachrichten auf, während ich auf der Bühne stand.
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“Nothing New in the West” war Ihr erster Film. Davor haben Sie viel und erfolgreich Theater gespielt und auch Hörspiele für die ARD gemacht. War es eine große Umstellung, bei einer so großen Kinoproduktion dabei zu sein?
Das ist natürlich eine ganz andere Arbeitsweise. Zuerst hatte ich Angst, dass es mich überfordern würde und dass ich es nicht schaffen würde. Aber zum Glück hatte ich viele Menschen, die mich gut unterstützt und betreut haben, allen voran unseren Direktor Edward Berger, zu dem ich eine unglaublich gute Zusammenarbeit finden konnte und der mich unbeschadet durchgebracht hat.
Im Burgtheater hat man einen riesigen Saal vor sich; bei so einem Shooting ein Filmset und dann direkt zur Kamera. Spielen Sie anders?
Ja, natürlich. Das ist ein riesiger Unterschied, rein sprachlich natürlich, aber auch in der Denkweise. Wenn es ums Theater geht, denkt man eher groß, für den großen Raum. Der Gedanke geht durch den ganzen Körper. Im Film bleibt der Gedanke manchmal nur ein Gesicht, wenn die Einstellung es erfordert. Es macht trotzdem viel Spaß und ich habe beim Anschauen des Films definitiv Blut geleckt.
Dieser junge Soldat Paul Bäumer, der die Hölle in den Schützengräben erlebt – wie ist es, sich wochenlang mit dieser Situation auseinandersetzen zu müssen?
Es ist sehr, sehr anstrengend. Sie haben nicht nur den psychologischen Aspekt, die ganze Zeit vor diesen Bildern zu stehen, Sie haben auch den physischen Aspekt. Du rennst in deiner Uniform durch diese Mondlandschaft. Nach einem Drehtag wogen wir unsere Kostüme, nachdem sie sich mit Wasser vollgesogen hatten. Sie wogen gut 45 Kilogramm. Nach drei Monaten sind Sie sehr erschöpft. Aber wir mussten uns immer wieder sagen: Das ist einfach ein Film. Am Ende des Tages liegen wir in unseren Betten. Leider – gerade jetzt – gibt es Situationen und Orte auf der Welt, wo das leider kein Spiel ist.
Aber macht es das nicht einfacher, sich abends abzuschminken und alles zu vergessen?
Ja, nicht unbedingt. Aber wenn man gute Freunde hat – und zum Glück hatte ich dort ein sehr liebevolles Team und wir haben uns regelmäßig gesehen und konnten uns austauschen – dann kommt man auch über die Runden.
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Es ist jetzt ein riesiges Ritual, was bei den Oscars stattfinden wird. Bist du dann eingeladen? Weißt du das schon?
Ich werde auch dort sein, ich werde das Team dorthin begleiten. Ich bin schon sehr gespannt.
Irgendwann muss es einen Moment gegeben haben, an dem der Film zu Ende war. Sie haben den Schnitt mit der Musik von Volker Bertelmann von Hauschka gesehen, der nun auch nominiert ist. Wie war dieser Moment für Sie? Wie hast du dich gefühlt?
Das war riesig. Während des Drehs überlegt man sich: Welche Art von Musik könnte hier passen? Dann hört man Gespräche darüber, wer für die Komposition in Frage käme. Wir haben den Film zum ersten Mal in einer kleinen Gruppe gesehen. Die Musik ist wie aus einer anderen Welt. Ich denke, die Musik ist der Hauptpartner der Menschen auf der Leinwand.
Das Gespräch führte Mischa Kreikott.
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