1914, der Krieg ist gerade ausgebrochen und besetzt bereits große Teile Frankreichs. So auch die Einwohner von Saint-Paulin. Eigentlich Suzanne Faure (Camille Lou) auf der Flucht vor der Polizei, weil sie eine illegale Abtreibung durchführte, bei der die Frau von Detective Compoing ums Leben kam. Doch der Krieg zwingt sie, sich vor Ort zu verstecken und eine andere Identität anzunehmen. Auch Marguerite de Lancastel (Audrey Fleurot) trägt ein Geheimnis in sich, das sie in ihrem neuen Job in einem Bordell zu verbergen versucht. Caroline Dewitt (Sofia Essaidi) wiederum hat mit ihrer bisherigen Arbeit mehr als genug zu tun, da sie seit dem Kriegseintritt ihres Mannes die elterliche Fabrik alleine führen muss. Und auch das Leben von Mutter Agnes (Julie Debona) wird durch den Krieg auf den Kopf gestellt, nachdem ihre Kirche in ein Lazarett für die verwundeten Soldaten umgewandelt wurde …
Die Frauen hinter dem Krieg
An Kriegsgeschichten mangelt es nicht, jedes Jahr erscheinen eine ganze Reihe von Filmen und Serien, die sich auf die eine oder andere Weise mit diesem Thema auseinandersetzen. Besonders beliebt ist dabei der Zweite Weltkrieg, der besonders helle Heldenschicksale zulässt. der Netflix-Serie Kämpfer sticht aus der Flut der Produktionen deutlich heraus. Nicht nur, dass hier Ereignisse im Ersten Weltkrieg thematisiert werden. Das heißt, trotz so beliebter Titel wie 1917 und nichts Neues im Westen, eher selten. Vor allem spricht die französische Produktion nicht wie sonst üblich von Soldaten, sondern von den zurückgelassenen Frauen, die nun versuchen müssen, selbst irgendwie mit der Situation fertig zu werden.
Die interessanteste der vier Geschichten, die stellvertretend für alle Frauen da draußen steht, ist die über die Fabrik. Wie führt man einen, wenn plötzlich alle Männer weg sind, sowohl der Eigentümer als auch die Arbeiter? Der Strang ist im weiteren Verlauf nicht ganz glaubhaft. Also meldete sich Carolines Mann freiwillig in den Krieg, um sein Vaterland zu verteidigen, obwohl er das als Fabrikant nicht hätte tun müssen. Gleichzeitig besteht Caroline darauf, dass keine Munition produziert werden darf, da ihr Mann als Kriegsgegner diese nicht gewollt hätte. Das passt nicht wirklich zusammen. Aber ansonsten ist es ziemlich spannend, wie in Kämpfer zwischen Behördengängen, finanziellem Druck und moralischen Erwägungen versucht, das Unternehmen am Laufen zu halten.
Seifenoper trifft auf musikalischen Ärger
Die anderen drei Stränge sind weniger bemerkenswert. Es ist verständlich, dass Agnes angesichts ihres Leidens an ihrem Glauben zweifelt. Aber die Serie hat nichts Relevantes darüber zu sagen. Während einen der Strang nicht sonderlich stört, bewegen sich die restlichen beiden oft auf Seifenopern-Niveau. Kämpfer vermisst es, vom wahren Leben in Kriegszeiten zu erzählen, indem er ganz besondere Fälle auspackt, die wenig mit dem Alltag zu tun haben. Das historisch relevante Thema Abtreibung – siehe etwa Das Ereignis – artet, wie das Schicksal von Marguerite, in eine Art Spionagegeschichte aus. Natürlich kann man das, aber mit dem Anspruch, die Geschichten der vergessenen Frauen zu erzählen, hat das wenig zu tun.
Die musikalische Begleitung trägt zur Schwierigkeit bei. Dass es in dramatischen Momenten auch etwas mehr sein darf, ist klar. Aber was hier geliefert wird, ist jenseits von Gut und Böse. Also die Kompositionen von Francois Liétout wie ein Teppich über alles gelegt, bis man darunter erstickt. Auch insofern Der Basar des Schicksals, eine weitere französische historische Serie auf Netflix, viel besser. Obwohl beide Produktionen große Teile des Teams teilen, einschließlich Regisseur Alexander Laurent und zwei Hauptdarstellerinnen, das ist zwei Stufen schlechter. Wer unbedingt noch einmal eine Serie mit historischem Setting sehen möchte, der kann mal reinschauen. Zumindest optisch hat Kämpfer viel zu bieten. Ansonsten kann man sich die acht Folgen sparen, wenn nach einem vielversprechenden Start alles bergab geht.
OT: “Die Kämpfer”
ES: „Frauen im Krieg“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Direktor: Alexander Laurent
Skript: Iris Bucher, José Caltagirone, Natascha Cucheval, Alexandre Laurent, Cécile Lorne, Camille Treiner, Iris Ducorps, Sophie Hiet, Hélène Le Gal, Karin Spreuzkouski
Musik: Francois Liétout
Kamera: Jean-Philippe Gosselin
Beruf: Audrey Fleurot, Julie De Bona, Camille Lou, Sofia EssaidiSandrine Bonnaire, Tchéky Karyo, Laurent Gerra, Tom Leeb, Yannick Choirat, Grégoire Colin
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