Ein Rezept für „Pasquale Aleardi & die Phonauten“, bitte!

Von Sylvia Jost

Schade, dass die Tickets für die Konzerte dieser drei Herren (noch) nicht auf Rezept erhältlich sind!

„Pasquale Aleardi and the Phonauts“ bezeichnen ihre Mischung aus Funk, Chanson, Pop, Soul und etwas, das einem muskelbepackt zum Lachen bringt, zu Recht als „Antidepressionsmusik“. Denn niemand kann sich der positiven Wirkung dieser Musiktherapie entziehen.

Schon gar nicht an diesen beiden Abenden in der ausverkauften „Bar Jeder Reason“ (Wilmersdorf). Sie stampften vor Lachen auf und ließen die Flaschen auf den Tischen beängstigend schwanken – egal ob alkoholisch oder nicht. Und wahrlich, es wird gewiehert! Man kann es also offen sagen, denn das Programm heißt „Galopp ins Glück“.

Pasquale Aleardi mit seinen Phonauten, der „wicked Mary“ (links) und „Spike“ Foto: Sylvia Jost

Die beiden Musiker Jörg Hamers und Marc Leymann galoppieren auf die Bühne, neben dem Zugpferd: Pasquale Aleardi (51), bekannt als TV-Kommissar Dupin aus den bretonischen ARD-Krimis. „Hier ist er, der schöne Mann, der auf den bretonischen Felsen steht und aufs Meer hinausschaut“, sinniert sein Partner Marc – auch bekannt als „wicked Mary“. Und der Zuhörer erfährt sofort warum, als er fortfährt: “…aber ich weiß, dass er von der Seite wie ein Pferd aussieht!”

Zärtliche Sticheleien mit den Sporen sind die Abendordnung der Phonauten.

Kussverbot vom Onkel Doktor

Sie bezeichnen sich selbst als die „drei analogen Verrückten“ und suchen sofort nach Gleichgesinnten: Sie fragen das Publikum, das weder Facebook noch Instagram hat. Eine Frau an der Front antwortet sofort. angela

Naja, Angela wird sich das beim nächsten Mal wohl überlegen… Denn sie ist jetzt seit fast drei Stunden der kreative Spielball für die Jungs auf der Bühne. „Für Angela“ singen die Phonauten dann den „Retro-Song“ und das Liebeslied „Reise“.

Und dann muss sie zum ersten Nasenflötenlied. Um… bitte was??

Nasenflöte, genau! Genau so klingt es (Nase): eine Flöte, die “mit den ‘geblähten Nasenlöchern'” gespielt wird, wie Aleardi erklärt.

Pasquale Aleardi und die Phonaten von ihrer besten Seite

Pasquale Aleardi und die Phonaten von ihrer besten Seite Foto: Sylvia Jost

„Der Onkel Doktor hat gesagt, ich darf nicht küssen“, singen die Phonauten, während der Mann mit der schwarzen Mähne alles gibt, was seine Nase hergibt. „Das ist nicht so einfach. Aber wenn es funktioniert, ist man plötzlich glücklich“, erklärt er das Anti-Depri-Instrument.

Arbeitet schließlich kollektiv – wenn alle in Gelächter ausbrechen.

Spray-Deo vs. Womanizer

Der griechisch-italienisch-schweizerische Ex-Berliner (der heute mit seiner Frau und zwei kleinen Söhnen wieder in der Schweiz lebt) gibt an diesem Abend auch so manches Intime preis. Das gilt auch für seine Suche nach Keimfreiheit, die er von seiner griechischen Mutter geerbt hat, und seine Vorliebe fürs Staubsaugen: „Du hast nicht in unserem Wohnzimmer gewohnt, du bist daran vorbeigegangen. Alles steril.“

Später habe er seinen Besuchern immer die Füße mit Deospray eingesprüht, scherzt er (?).

Wer denkt, dass das unsexy aussehen kann, der irrt.

Nur Sekunden später wird aus Pasquale Aleardi die Songfigur „Maurizio Marquez“, DER Frauenheld. Und die Leute (vor allem Frauen) glauben ihm, wenn er mitten im Publikum zu James Browns „Sex Machine“ in Ekstase tanzt.

Ach ja, Marquez!

Nur einer kann allen die Show stehlen: der Tontechniker. Sebastian, genannt „Hunter“, bekommt plötzlich für kurze Zeit die Hauptrolle und das Mikrofon – und produziert einen überraschend brillanten Sound. Frech, witzig, skurril – was für eine wunderbare Performance-Idee, um den talentierten Tontechniker als 4. Mann auf dem (Party-)Boot auf die Bühne zu holen!

Und dann passiert etwas, was es wahrscheinlich noch nie gegeben hat: Ein Pferde-Liebeslied wird geboren. „I always want to see you again“ heißt die Ballade zweier Pferde, die Kontinente durchqueren, um wieder Herz an Herz zu galoppieren – und sie ist einfach zu schön, um kitschig zu sein.

Spätestens jetzt sind alle in der „Bar der Vernunft“ überglücklich – und das ganz ohne Pillen.

Nach dem Konzert macht Pasquale Aleardi immer noch gerne Selfies mit seinem Publikum Foto: Sylvia Jost

PS: Bezüglich der Risiken und Nebenwirkungen von Antidepressionsmusik lesen Sie diesen Artikel noch einmal und fragen Sie NICHT Pasquale Aleardi oder die Phonauten! Weil sie in den Sonnenuntergang galoppieren…