Nicolas Winding Refns zweiter Ausflug in die Streaming-Serie nach dem ziemlich verstorbenen Too Old To Die Young.
„Copenhagen Cowboy“ ist mit sechs knackigen, 60-minütigen Episoden im Vergleich dazu strukturierter als eine Serie und hat auch eine leichter zu identifizierende Handlung (zumindest denkt man das!).
Refn taucht in Neonlicht und einen quasi neuwertigen Soundtrack und erzählt eine hochstilisierte Geschichte zu Beginn von Frauenhandel, Wunderglauben und der kleinen albanischen Mafia. Aber Folge für Folge wird „Copenhagen Cowboy“ seltsamer. Was bedeutungsschwanger war, wird kryptisch, die kleine Welt der ersten beiden Folgen tut sich auf und die Hauptfiguren sind nun offensichtlich mehr als das, was sie zunächst zu sein scheinen.
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Im Grunde erzählt Refn eine stark vereinfachte Vengeance-Geschichte, die nur sehr sinnvoll in Neonlicht getaucht wird, aber durchaus „anderes“ Fernsehen schafft. Ob es im Refn-Vergleich eher „Neon Demon“ (also sehr stylisch und sehr gut) oder eher „Only God Forgives“ (also sehr stylisch und ziemlich leer) war, bin ich nicht ganz zu dem Ergebnis gekommen.
Das soll nicht heißen, dass Refn überhaupt nichts sagt: Es gibt eine Erzählung, die sich nur allmählich herausbildet, die entweder für viel Kopfkratzen sorgt, oder ich möchte einfach als alternatives Worldbuilding-Angebot von Nicolas Winding Refn annehmen, dass Sie das auch tun anders als Marvel von einem Universum erzählen kann, das unseres überlagert.
Letztlich aber ist „Copenhagen Cowboy“ ein Gedicht in Bild und Ton. Eine der visuell stärksten Fernsehserien aller Zeiten, nur die Filmmusik übertrifft Refns Bilder. „Copenhagen Cowboy“ könnte durchaus ein sechsstündiger Dark-Wave-Videoclip sein, so sehr ist diese Serie eher ein Fluss von Bildern und Tönen als eine eigentliche Geschichte.